"Zurück ins Leben"

Erfahrungen in der Trauer Thema beim Emmausgang in Benzweiler

Benzweiler – Auf den Tod eines geliebten Menschen ist man nie richtig vorbereitet. Angehörige werden aus der Bahn geworden, der Einstieg in den Alltag, insbesondere nach einer Beerdigung fällt schwer. Diese Erfahrung mussten viele in der Pfarrei Simmern-Rheinböllen St. Lydia nach dem unerwarteten Tod ihres Pfarrers Thomas Schneider im letzten Jahr machen. Diese Achterbahnfahrt der Gefühle inspirierte das lokale Team Rayerschied, den vom Pfarrer Schneider initiierten traditionellen Emmausgang am Ostermontag als Trauerweg nach dem Modell von Ruth Marijeke Smeding zu gehen. Dieses Trauerzeitenmodell umfasst vier Trauergezeiten, in der die Hinterbliebenen einer unterschiedlichen Gefühlswelt ausgesetzt sind.
So trafen sich am Ostermontag am frühen Abend 30 Teilnehmer am Gemeindehaus in Benzweiler zum Emmausgang. Angelika Dötsch begrüßte hier die Teilnehmer, an der unter anderem auch Gläubige aus der Pfarrei Guldenbachtal-Langenlonsheim, einer der früheren Wirkungsstätten von Thomas Schneider, teilnahmen. Sie erinnerte an Pfarrer Schneider und auch an den am frühen Ostermontag morgen verstorbenen Papst Franziskus und die Gruppe betete ein Vater Unser für die beiden Verstorbenen.
Noch am Gemeindehaus war die erste Station, der Nachricht über den Tod eines nahestehenden Menschen. Ausgehend von einer Bibelstelle fasste Angelika Dötsch die Gefühlswelt des ersten Schocks zusammen. Sie führte hierzu Beispiele auf. Eine junge Mutter, erfolgreich im Beruf und glücklich im Privatleben, stirbt an einer schweren Krankheit oder ein junger Mann wird durch einen Autounfall getötet. „Wir stehen vor dem Abgrund, vor dem Nichts, alles ist tiefschwarze Nacht“, führt Angelika Dötsch in ihrer Station auf. Passende Lieder wurden an den jeweiligen Stationen gesungen und Impulsfragen wurden gestellt, bei der sich die Teilnehmer des Emmausganges zwischen den Stationen austauschen konnten.
Die Leere wird erst deutlich, wenn man am Grab steht

Die zweite Station führte die Gruppe dann zum Friedhof in Benzweiler, wo die Verstorbenen beigesetzt werden. Carolin Godderis, die seit Frühjahr als Engagemententwicklerin im Pastoralen Raum Simmern und das lokale Team Rayerschied fachlich unterstützte, erzählte von der Verabschiedung der Hinterbliebenen von einem Familienangehörigen, aber auch, dass wenig Zeit bleibt um den Verlust überhaupt realisieren zu können: „Vieles muss organisiert und Entscheidungen müssen getroffen werden. Gibt es eine Erdbestattung oder eine Urnenbeisetzung? Erstellung einer Todesanzeige, Einladungen zur Trauerfeier müssen versendet werden, die Organisation des Trauercafés und vieles mehr. Die Leere im Inneren wird erst deutlich, wenn die Angehörigen am Grab stehen.
die schwierigste Zeit: Nach einer Beerdigung

Erst dann beginnt die schwierigste Zeit für die Angehörigen. Dies wurde den teilnehmenden an der dritten Station der Auerbacher Mühle, außerhalb von Benzweiler besonders deutlich. In einem persönlichen Erfahrungsbericht schilderte Markus Koch von der Gefühlswelt der Angehörigen unmittelbar nach einer Beerdigung: „Alles ist still, unerträglich still. Einfache Alltagstätigkeiten fallen schwer. Eine Zeit der Depression, die Wochen, manchmal auch Monate anhalten kann.“ Passend zur Gefühlswelt war auch das Wetter an diesem Abend. Zu Beginn noch strahlender Sonnenschein, verdunkelte sich der Himmel und ein leichter Nieselregen begleitete die Teilnehmer.
Langsam richtet sich der Blick nach Vorne

Irgendwann richtet sich der Blick der trauerden Angehörigen nach vorne in die Zukunft. Man lernt langsam mit dem Verlust umzugehen: „Es braucht aber Menschen, die offen sind für die Gedanken und Ängste der Trauernden. Menschen, die ihnen zuhören und sie begleiten“, so Ulrike Nerkamp an der vierten Station am Teichweg in Benzweiler.
Ostern - die Verstorbenen sind immer bei uns!

Die letzte Station, war wieder am Ausgangspunkt, dem Gemeindehaus in Benzweiler. Die Rückkehr zum Ausgangspunkt machte den Teilnehmern deutlich, dass sich trotz des Verlustes eines geliebten Menschen etwas verändert hat. Man akzeptiert den Tod als einen Teil des Lebens, die Erinnerungen an den Verstorbenen tun uns gut, er bleibt im persönlichen Tun und Handeln präsent: „So wie die Jünger von Emmaus den auferstandenen Jesus gesehen und gespürt haben, so merken auch wir in unserer Trauer, dass wir Hoffnung haben dürfen, dass der Tod nicht das Ende, sondern nur eine Zwischenstation ist. Das ist der Kern der Osterbotschaft. Zurück ins Leben zurückkehren, das ist oft ein langer und mühsamer Weg, aber wir spüren, dass unsere lieben Verstorbenen immer bei uns sind. Die Erinnerungen an Sie tun uns gut“, so Andrea Sehn-Henn aus Benzweiler.
Wie auch in den Vorjahren üblich beschloss man den Emmausgang mit Ostereiern und selbst gemachten Eierlikör. Das Vorbereitungsteam zog ein positives Fazit aus dieser Veranstaltung: „Der Emmausgang war eines der Lieblingsprojekte unseres verstorbenen Pfarrers Thomas Schneider und daher war es für uns besonders wichtig, diese Veranstaltung, auch in diesem Jahr ohne ihn, auf die Beine zu stellen. Im Gedenken an ihn und aber auch zu zeigen, dass der Samen, den er gesät hat, wächst und gedeiht. Dadurch wird die Erinnerung an ihn immer lebendig bleiben und er wird immer bei uns sein“, so Angelika Dötsch.
„Ich habe gerne zugesagt, das lokale Team Rayerschied bei dieser Idee zu unterstützen und es war toll, wie die gesamte Gruppe ihre Talente und Begabungen zu dieser gelungen Veranstaltung beigetragen habt“, lobte Caroline Godderis vom Pastoralen Raum Simmern die Vorbereitungsgruppe.
Das lokale Team freut sich über Unterstützung! Mehr Infos gibt es bei Andrea Sehn-Henn unter der Telefonnummer 06766/8258 oder auf der Homepage der Pfarrei St. Lydia: www.st-lydia.de.