Die Pfarrei Simmern St. Josef / Pfarrei Simmern-Rheinböllen St. Lydia überlegt seit 2020 eine Neugestaltung des Altarraums der Kirche St. Josef Simmern. Dazu hat sich eine Arbeitsgruppe gebildet. Die Gemeinde wurde u.a. in einem Gemeinde-Workshop, in Gottesdiensten und Pfarrbriefartikeln in die Überlegungen mit einbezogen und um ihre Meinung gefragt.
Der vorgegebene Raum mit barock-imitierten Prinzipalien Altar und Ambo und raumprägender barocker Kommunionbank erwies sich für die Liturgie als zunehmend schwierig. Die Gemeinde identifiziert sich mit ihrer barocken Kirche, wünscht sich aber für die Liturgie einen offeneren, zeitgemäßeren Raum. Die Kirche soll sowohl ihre Geschichte erzählen als auch als Raum erkennbar sein, in dem „Gemeinde heute“ sich versammelt.
Beim Ortstermin der Baukommission Ortstermin 26.6.2023 stellten Gemeindevertreter eine provisorische Lösung vor. Dazu wurde die Kommunionbank weggenommen und Altar und Ambo wurden durch einfache Kuben ersetzt. Die BauKo befürwortete diese Lösung als Zwischenschritt. Die Kommunionbank sollte aber zumindest in Teilen im Raum erhalten bleiben. Es wurde empfohlen, Teile seitlich des Taufbeckens aufzustellen. Die Gemeinde sollte über ein Kirchenjahr Erfahrungen mit der neugefundenen Lösung machen und sie weiterentwickeln: Wie stellt sich die Pfarrei in dieser Kirche die „Liturgie der Zukunft“ vor? Wozu soll die Kirche in Zukunft dienen?
Die Neugestaltung des Altarraums hat sich nach einem Jahr bewährt:
Der Gottesdienst ist offener geworden. Altar- und Gemeinderaum werden stärker als Einheit wahrgenommen. Es ist mehr Raum für die Liturgie entstanden, was besonders bei größeren Gottesdiensten z.B. an Feiertagen oder Familiengottesdiensten positiv erlebt wird. Die Raummöglichkeiten sind vielfältiger geworden: z.B. können auch Gruppengottesdienste im Kreis um den Altar gefeiert werden. Die liturgischen Dienste kommen stärker zur Geltung, die Personen sind präsenter im Raum. Die Liturgie kann sich besser entfalten: z.B. kann die Einzugs-Reverenz des Priesters und der Assistenz vor dem Altar statt vor dem Hochaltar gemacht werden.
Die Aufstellung der Kommunionbank-Teile am Taufbecken wurde ausprobiert, aber von der Arbeitsgruppe wieder verworfen: Die Länge der Teile und ihre geschwungene Form machen in der Säulen-Vierung um das Taufbecken überhaupt keinen Sinn. Es wurde eine Aufstellung vor den beiden hintern Bänke-Blocks probiert. Auch das wurde verworfen. Die Proportionen passen nicht zusammen. Beide Möglichkeiten würden auch einen offenen Raum konterkarieren, wie die Gemeinde ihn sich um das Taufbecken vorstellt.
Zwei Fotos der quadratischen Kommunionbank-Intarsien wurden probeweise an die Emporen-Brüstung angebracht. Das überzeugt uns. Denn sie korrespondieren hervorragend mit dem Orgel-Prospekt.
Die Gemeinde wünscht sich einen offenen Raum rechts und links neben dem Taufbecken. Die Bänke in diesem Bereich sollen weggenommen werden. Der offene Raum kann für Tauffeiern, kleinere Gottesdienstformate, oder als „Raum der Begegnung“ flexibel genutzt werden. Bei Bedarf können Klappstühle aufgestellt werden.
„In Zukunft“ soll die Kirche weiterhin ein Ort für die Gottesdienste sein. Es werden aber eher weniger und kleinere Gottesdienste sein. Dazu soll der Altarraum so gestaltet werden, dass (feste oder mobile) Plätze für kleinere Gottesdienste da sind. Darüber hinaus soll die Kirche insgesamt ein offener Ort sein, der zu Begegnung in vielfältiger Form einlädt: Treffen nach dem Gottesdienst – Gesprächsrunden – Meditationen – Kinder, Jugendliche u.a. Zielgruppen – Konzerte – Ausstellungen …
Optisch raumöffnend könnte auch eine Wegnahme der Kreuzwegbilder wirken. (Es sind Drucke von Bildern des Malers Gebhard Fugel, 1863-1939) Das kann aber erst nach einem Neuanstrich geschehen.
Die Arbeitsgruppe hat sich auch der Frage gestellt, ob der finanzielle Aufwand in der aktuellen Kirchensituation vertretbar ist. Die Neugestaltung wird mit 50.000 € veranschlagt (abzüglich 7.500 € Zuschuss Bistum) und soll möglichst durch Spenden finanziert werden. Es gibt die Meinung, dass das Geld besser für bauerhaltende oder restauratorische Maßnahmen an der Kirche verwandt werden soll (aktuell: Dachgesims, Deckengemälde, Innenanstrich) (oder für die Sanierung des Hunsrückdoms Ravengiersburg). Auch karitative Zwecke in der Pfarrei oder weltkirchlich werden genannt. Ist das Projekt das richtige Signal in dieser Kirchenzeit (Missbrauchsskandal, Kirchenaustritte)? Kann man dagegen nicht einwenden: Habt ihr als Kirche gerade nicht wichtigeres zu tun?
Die Diskussion kam zu dem Ergebnis: Wir wollen das eine tun und das andere nicht lassen. Es gibt in der Gemeinde eine hohe Spendenbereitschaft und viel Engagement für karitative und weltkirchliche Zwecke und für Sanierungs-Projekte (Caritas-Kleiderkammer, Pfarrcaritas, Sternsingeraktion, Eine-Welt-Projekte Goma und Elanthoor, Orgelsanierung Simmern und Ravengiersburg). Wir sehen uns aber auch in der Verantwortung, die Kirche zu erhalten, zu pflegen und kommende Generationen attraktiv zu gestalten. Wir wollen auch zeigen, dass Gotteslob und Gottesdienst für uns einen hohen Wert darstellen.
Nach der gründlichen Beschäftigung mit dem Kirchenraum und Abwägung der kritischen Fragen bittet die Arbeitsgruppe das Seelsorgeteam, den Pfarrgemeinde- und den Verwaltungsrat um Zustimmung. Danach kann die Eröffnung eines Künstlerwettbewerbs für die Neugestaltung des Altarraums (Altar, Ambo, Sedilien) und die Zustimmung, die Intarsien der Kommunionbank an der Orgelemporen-Brüstung beim Bistum beantragt werden.