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St. Anna Kapelle Belgweiler

Belgweiler_St._Anna_1
erbaut: um 1720 
Patrozinium: 26. Juli
Am Tag der Namenspatronin findet hier jedes Jahr eine hl. Messe statt.

Adresse Hauptstraße 20 55469 Belgweiler

Das kleinste Gotteshaus der Pfarrei St. Lydia

Ansprechpartner

Lisa und Philipp Bayer

Hauptstr. 12 A
55471 Belgweiler

Hans-Werner Oberst

Hauptstr. 10
55471 Belgweiler

Margit und Uwe Schneider

Hauptstr. 21
55471 Belgweiler

Die Kapelle in Belgweiler ist der Heiligen Anna geweiht. Pater Heinrich Pastors MFS (+ Kirchenhistoriker am Missionsseminar von Ravengiersburg) und Pater Otto Tautz (+ ehem.Pastor von Ravengiersburg) MFS gingen stets von einem sehr hohen Alter des Patroziniums aus. Sie vermuteten es schon für die vorreformatorischer Zeit. Eine alte örtliche Überlieferung besagt das die Kapelle von einer „Alleinstehenden Frau“ gestiftet worden sei. Zur Kapelle gehörte ein Wohnhaus, von dem das tonnengewölbte Kellergeschoß erhalten ist.

Gehen wir mal davon aus das eben gesagte würde stimmen, wer hätte in der Zeit vor 1557, in unserer Gegend, eine solches Anwesen mit Kapelle stiften können? Willi Wagner erkannte das Kloster Ravengiersburg als Witwensitz der Herzöge von Simmern, in der Zeit nach 1557.

Könnte das Haus mit Kapelle, der Witwensitz in altkirchlicher Zeit gewesen sein, als im Kloster noch die Augustinerchorherren wohnten? Die Herzöge sind, im ausgehenden Mittelalter, wohl die einzigen gewesen, die sich eine solche hervorgehobene Anlage hätten leisten können. War das Haus und die Annakapelle die Gründung für eine alleinstehende Witt-Frau aus dem Hause Simmern? 

Nach der örtlichen Überlieferung geht sie auf eine Stiftung zurück. Seit alters her gehört sie zur Pfarrei Ravengiersburg. Von dort kamen einst auch die Eremiten, die im benachbarten Haus wohnten und die Kapelle liturgisch versorgten.

Der unverputzte Schieferbruchsteinbau im Typus der Saalkirche mit dreiseitigem Schluss beherbergt heute noch den ursprünglichen barocken Altar. Er wurde in derselben Werkstatt wie die Altäre im nahen Ravngiersburger „Hunsrückdom“ geschaffen. Es ist die Kreuznacher Werkstatt der Karmeliterbrüder Johann Petri Zentze (Bildhauer), Andreas Mosang und Simon Dietz. Er zeigt eine Gemäldekopie des spanischen Malers Esteban Murillo: Die hl. Anna unterweist Maria im Lesen. Für diesen Bildtypus, eine Zweiergruppe von Anna und Maria mit einem zum Lesen geöffneten Buch, hat sich der Begriff „Unterweisung Mariens“ beziehungsweise „Anna lehrt Maria das Lesen“ eingebürgert. Aus England und Frankreich kommend, wo das Bildmotiv bereits im frühen 14. Jahrhundert zu finden ist, gelangte es mit der internationalen Gotik nach Deutschland, wo es fortan in allen Bildgattungen anzutreffen ist.

Die Verehrung der hl. Anna, der Mutter Mariens, setzt in Europa recht spät ein. Anfangs nur in der Ostkirche verbreitet, gelangte ihr Kult erst während der Kreuzzüge in den Westen. Anna kommt in den biblischen Berichten nicht vor. Erstmals erwähnt wird sie im apokryphen Protoevangelium des Jakobus aus dem 2. Jahrhundert. Ihre hier erzählte Geschichte ist geprägt von ihrem lang gehegten Kinderwunsch, der sich für sie und ihren Ehemann Joachim erst sehr spät, dann aber auf wunderbare Weise erfüllte. Dies machte sie nicht nur zur Fürsprecherin für alle, die einen solchen Wunsch hegten, sondern auch zur Patronin der Schwangeren und Mütter.

Für die Verbreitung ihrer Legende sorgte dann im 13. Jahrhundert vor allem der Dominikaner Jakobus de Voragine, der sie in seine bald überaus populäre Sammlung von Heiligenlegenden, die Legenda aurea, aufnahm. Mit der gesteigerten Frömmigkeit des Spätmittelalters kam es ab der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts, einhergehend mit dem vermehrten Interesse an der Kindheitsgeschichte Mariens, auch zu einer intensiven Verehrung ihrer Mutter Anna. Seinen ersten Höhepunkt erfuhr der Annenkult 1481 mit der Aufnahme des Festtages in den römischen Heiligenkalender durch Papst Sixtus IV. Zeitgleich erschienen Annenlegenden in großer Zahl im Druck, die nicht nur erstaunliche Einzelheiten, sondern auch von Wundern zu berichten wussten, die dank der Fürsprecherin geschehen waren. Danach mehrten sich nicht nur die Altarweihen und Patrozinien, sondern auch die Bildstiftungen und Andachtsbücher zu Ehren der Heiligen.

Bedeutendster Gewährsmann für die Erziehung von Maria durch Anna war Johannes Trithemius, zeitweise Abt des nahen Benediktinerklosters Sponheim. Er war ein glühender Verehrer der hl. Anna, der er eigens eine Schrift gewidmet hatte: De laudibus sanctissimae Matris Annae. Da die Erziehung von Kindern ihm ein besonderes Anliegen war, schildert er darin ausführlich, wie Anna liebevoll ihre Tochter unterrichtete. Verfolgte er mit seiner Abhandlung doch ganz konkret didaktische Absichten: „Lernet, o Mütter, von Anna, eure Töchter zur Ehre Gottes zu erziehen.“

Die Tugendhaftigkeit Annas, die in den mittelalterlichen, nun vermehrt volkssprachlichen Schriften betont wird, sollte dem Leser für sein eigenes Leben und Handeln Vorbild sein. Vor allem in der Zeit der Gegenreformation rückte der Aspekt der Erziehung in der Religion wieder in den Fokus und es entstanden zahlreiche Darstellungen, quer durch alle Kunstgattungen hindurch. Dazu zählt auch das heute in Madrid, im Museo del Prado, aufbewahrte Original des Altarblattes des spanischen Maler Esteban Murillo, das nach 1674 entstand.

Bildergalerie St. Anna Belgweiler

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